Iceland

Rauðuskriður - Farm in Hvolsvöllur
22. Juni - 23. Juli 2017


Wie so oft im Leben wurde ich auch an meinem ersten Tag auf der isländischen Farm überrascht: die ungewöhnliche Zusammensetzung der Farmbewohner. Tatsächlich leben hier in den Sommermonaten nicht nur Ingveldur und Steini mit ihren Töchtern, wobei mindestens drei dauerhaft hier wohnen - zusätzlich jedoch von den insgesamt acht Kindern auch noch einige zu Besuch ab und an vorbei schauen -, sondern auch noch einige Pflegekinder, mindestens ein workawayer (Helfer aus dem Ausland wie ich) sowie Gäste beziehungsweise Touristen (meist jeweils eine Familie oder Gruppe von drei bis vier Personen, die sich hier unter der Woche im sogenannten AirBnB-Zimmer einmieten können). Dazu muss jedoch gesagt werden, dass das Haus für die Menge an Personen recht klein ist, sodass letztendlich sogar einige Töchter während des Sommers im Garten in großen Zelten oder im Wohnwagen schlafen. Während der Wintermonate scheint es hier deutlich leerer zu sein, da die Kinder teilweise im Internat leben und Feriengäste fern bleiben.

An meinem ersten Abend bestiegen wir

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Icelandic Farmlife

September 24, 2017

Rauðuskriður - Farm in Hvolsvöllur
22. Juni - 23. Juli 2017


Wie so oft im Leben wurde ich auch an meinem ersten Tag auf der isländischen Farm überrascht: die ungewöhnliche Zusammensetzung der Farmbewohner. Tatsächlich leben hier in den Sommermonaten nicht nur Ingveldur und Steini mit ihren Töchtern, wobei mindestens drei dauerhaft hier wohnen - zusätzlich jedoch von den insgesamt acht Kindern auch noch einige zu Besuch ab und an vorbei schauen -, sondern auch noch einige Pflegekinder, mindestens ein workawayer (Helfer aus dem Ausland wie ich) sowie Gäste beziehungsweise Touristen (meist jeweils eine Familie oder Gruppe von drei bis vier Personen, die sich hier unter der Woche im sogenannten AirBnB-Zimmer einmieten können). Dazu muss jedoch gesagt werden, dass das Haus für die Menge an Personen recht klein ist, sodass letztendlich sogar einige Töchter während des Sommers im Garten in großen Zelten oder im Wohnwagen schlafen. Während der Wintermonate scheint es hier deutlich leerer zu sein, da die Kinder teilweise im Internat leben und Feriengäste fern bleiben.

An meinem ersten Abend bestiegen wir

- amerikanische Gäste, einige Kinder und ich - noch den Hausberg Stóra-Dímon, welcher nicht nur als solcher wunderschön ist, sondern auch eine atemberaubende Aussicht bietet: schneebedeckte Vulkane, Gletscherseen und -flüsse sowie Lupinenwiesen, durchzogen von pechschwarzem Basaltgestein und Schotterstraßen.
Nach kurzer Farmbesichtigung - bestehend aus achtzehn Islandpferden, drei Kälbern, Hühnern sowie im Umland verstreuten Schafen - genossen wir noch das heiße Wasser in einem Hot Tub, während der kalte Regen von oben auf uns niederprasselte.
Erst nach Mitternacht verabschiedeten sich allmählich alle in ihre Betten, da sich die Polartage hier doch reichlich bemerkbar machen, sodass man durch das lange Tageslicht kaum Müdigkeit verspürt.


Sonntag, 25. Juni 2017

Auf der Farm wohnt immer mindestens ein workawayer (zum Beispiel ich), der für die Versorgung der Pferde sowie für die Reittouren für BnB-Gäste verantwortlich ist. Da jedoch der Wechsel der "Pferdemädels" mit drei bis vier Tagen Überschneidung erfolgt, verbringt momentan noch eine zweite Deutsche gerade ihre letzten Tage als Arbeitskraft hier. Diese arbeitete mich heute in die hier anfallenden Aufgaben ein; Größtenteils sind wir für die Versorgung der drei Kälber sowie der Islandpferde zuständig. So wird zum Beispiel das jüngste Kalb dreimal täglich mit der Milchflasche gefüttert, um möglichst bald drei dicke Kühe schlachten zu können. Allerdings waren uns gestern die drei Kälber beim Treiben von ihrer Weide in den Stall entflohen, nachdem wir sie eigentlich von der Kälte hatten erlösen wollen. So waren wir den Vormittag also damit beschäftigt, drei Kälber zu jagen und sie strategisch zu überlisten. Zuletzt mussten wir tatsächlich ein vierzig Kilogramm schweres Kalb zu zweit in den Stall tragen, nachdem wir es endlich eingefangen hatten.
Ansonsten helfen wir, Bäume zu pflanzen oder erledigen Putzarbeiten.
Zu unseren Aufgaben im Haus gehören unter anderem das Herrichten und Säubern des Gästezimmers sowie das Mithelfen in der Küche.
Am Nachmittag führte mich das andere deutsche Mädchen schließlich in die Kunst des Tölten (eine spezielle Gangart der Islandpferde) ein und so unternahmen wir anschließend einen Ritt durch die isländische Landschaft und tölteten auf den so typischen Schotterwegen.
An meinem dritten Tag unternahmen wir abends von acht bis elf Uhr einen wunderschönen Ausritt zu dem Wasserfall Seljalandsfoss, wobei wir größtenteils tölteten. Diese wunderbare Erfahrung lässt sich nur schwer in Worte fassen, doch möchte ich versuchen, einen kleinen Eindruck zu geben: Man töltet auf einem Islandpferd zwischen grünen Wiesen und Hügeln entlang, überquert Gletscherseen und hat gleichzeitig einen Ausblick auf schneebedeckte Gletscher. Dazu scheint trotz später Uhrzeit die Sonne hell am Himmel und taucht die Berge in goldenes bis rötlich schimmerndes Licht. Tatsächlich war dieser Ritt unbeschreiblich schön.
Anzumerken ist auch, dass die Tage hier unglaublich lang sind, da erst nach Mitternacht zu Bett gegangen wird - was sich durch das dauerhafte Sonnenlicht erklären lässt. Erst um Mitternacht wird es anfänglich etwas dunkler und schon gegen sieben oder acht Uhr weckt mich helles Sonnenlicht aus meinem Schlaf.
Am Morgen helfe ich beim Tischdecken und bei der Frühstücksvorbereitung und nach dem gemeinsamen Frühstück mit den BnB Gästen füttere ich auch schon das erst zwei Wochen junge Kalb mit seiner Milchflasche. Den weiteren Vormittag verbringe ich gewöhnlich damit, das Gästezimmer für die nächsten Touristen herzurichten, bevor ich auf der Pferdeweide Bäume als natürlichen Schutz gegen den Wind pflanze oder beim Ausbau des Gartenhaus, welches in Zukunft ebenfalls für BnB-Gäste genutzt werden soll, mithelfe.
Nach dem Mittagessen verlaufen die Tage dann recht unterschiedlich und flexibel: So gehe ich entweder auf einem der zwölf reitbaren Islandpferde ausreiten oder helfe bei anderen alltäglichen Aufgaben wie beispielsweise Rasen mähen. Ich hatte aber auch schon die Möglichkeit, auf einen kleinen Ausflug zum berühmten, 60 Meter hohen Skógafoss mitzufahren.
Wenn BnB-Gäste gemeinsam mit uns Abendessen werden um sieben Uhr sehr leckere und vielfältige Gerichte aufgetischt. Nach dem Abendessen verbringen wir meist noch in einer kleinen Gesprächs- oder Gesangsrunde Zeit mit den Gästen aus den verschiedensten Ländern - meist jedoch Amerikaner oder Europäer - und danach reite ich oft eine Runde im Gelände, sodass ich mich abends gewöhnlich erst zwischen zehn oder elf Uhr im Haus ausruhe. Daher ist es keine Seltenheit, erst nach Mitternacht schlafen zu gehen. Doch sind die abendlichen Ausritte einfach unverzichtbar: Bei scheinbarem Sonnenuntergang - momentan erlebe ich hier die sogenannten Polartage - durch die zwar vegetationsarme, aber farbenreiche Landschaft zu reiten, ist ein einmaliges Erlebnis. So wechselt der Ausblick zwischen violetten Lupinenwiesen, gelblich grünen Bergketten und weißen Gletscherhügeln. Aber auch über Felder zu tölten oder Flüsse zu durchqueren, bereitet mir unheimlich viel Spaß.

Auch nach einer Woche meiner Islandreise kann ich schon einige kulturelle Besonderheiten feststellen. Am auffallendsten treten mir dabei gewisse Manieren in Augenschein: Isländer haben sehr

ausgeprägte Körpergeräusche, derer sie sich auch nicht genieren. So ist ein Aufstoßen am Tisch durchaus nicht unüblich, aber auch das sogenannte "Nase hochziehen" ist keine Seltenheit - Taschentücher habe ich hier im Übrigen erst sehr selten entdeckt.
Positiv aufgefallen hingegen sind mir die guten Englischkenntnisse: Obwohl Isländisch schon seit Jahren zum Erhalt von Organisationen stark geschützt wird, kann sich fast jeder der Inselbewohner auch der englischen Sprache bedienen - nur in den älteren Generationen ist dies des Öfteren nicht der Fall. Auch Kinder sprechen teilweise schon im Alter von nur sieben Jahren fast fließend Englisch.

Überrascht hat mich auch die isländische Einstellung gegenüber Umweltschutz und Nachhaltigkeit: Island gilt zwar weltweit als Vorreiter im Bereich der Nutzung erneuerbarer Energien - zum Beispiel Biothermie - und doch wird teilweise weniger "grün" gelebt als ich zunächst dachte. Besonders rückschrittlich ist die Mülltrennung, bei der offiziell nur zwischen Pappe und Restmüll getrennt wird, sodass biologisch abbaubare Teebeutel beispielsweise im gleichen Müll wie Plastikabfall landen. Auch wird relativ viel Wasser genutzt, denn Island verfügt aufgrund der Gletschervorkommen über hohe Süßwasservorkommen, sodass Wasser sparen hier geradezu unnötig erscheint.

In Island lerne ich nun endlich auch das Reiten auf sogenannten Gangpferden, welche neben den Grundgangarten Schritt, Trab und Galopp eine oder mehrere der Sondergangarten Tölt, Pass, Paso, Foxtrott, Walk, Marcha, Rack und Slow Gait zeigen. Islandpferde können Vier- oder Fünfgänger sein, da sie zusätzlich über die genetisch fixierten Gangarten Tölt und/oder Pass verfügen. Als „Islandpferd“ anerkannt werden nur reingezogene Tiere, ohne Fremdbluteinkreuzung, deren Abstammung lückenlos bis nach Island zurückzuverfolgen ist. Im Übrigen ist in Island die Einfuhr von Pferden zur Vermeidung von Krankheiten verboten. Daher können Pferde, die in Island geboren wurden und einmal die Insel verlassen haben, nicht wieder nach Island eingeführt werden.
Wie schon gedacht unterscheidet sich die isländische Reitweise und Pferdehaltung deutlich von der deutschen: Die Pferde verbringen die Nacht auf einer großen Weide, welche an die Farm angrenzt und werden vor dem Reiten auf einen kleinen Paddock mit Offenstall getrieben. Vor dem Reiten wird nur kurz mit dem Nadelstriegel über die Sattellage geputzt (nicht einmal Hufe werden ausgekratzt) und schon werden die Sättel aufgelegt (natürlich ohne Satteldecke) und die Pferde getrenst. Dabei hat jedoch nicht jedes Pferd einen Sattel, sondern jeder Reiter seinen Sattel, welchen er für alle Pferde benutzt. Geritten wird größtenteils auf Schotterwegen oder kleinen Pfaden inmitten der vegetationsarmen Mooslandschaft - auch im Galopp. Auch wenn ich den Tölt noch nicht bei allen Pferden beständig reiten konnte, so habe ich doch einen guten Start hingelegt und bin

zuversichtlich, in den vier Wochen hier noch sauberes Tölten zu erlernen. Übriges ist der Tölt wahnsinnig angenehm und je nach Pferd bewegt man sich tatsächlich genauso schnell fort wie im versammelten Galopp beziehungsweise wie in einem leichten Galopp im Gelände.

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