Iceland

Auf Miðsitja erlebe ich das wahrhafte Leben auf einer isländischen Pferdefarm, da sich hier tatsächlich die gesamte Arbeit um die Pferde dreht. Morgens 8.30 Uhr werden die Pferde, welche über Nacht im Stall standen, gefüttert und anschließend werden sowohl die drei- und vierjährigen Jungpferde sowie die Reitpferde von den Weiden auf einen Paddock getrieben. Dann beginnt auch schon die Arbeit: die erst vor Kurzem aus den Bergen eingetriebenen Jungpferde werden an grundlegende Routinen wie Putzen und Longieren gewöhnt, wohingegen alle anderen Jungpferde je nach Trainingsphase entweder in der Reithalle oder im Gelände geritten werden. Natürlich müssen auch die bereits eingerittenen Reitpferde regelmäßig bewegt und weiter ausgebildet beziehungsweise verfeinert oder korrigiert werden.

Ich habe das Glück, einer professionellen Pferdetrainerin täglich beim Ausbilden und Trainieren der Pferde zuschauen und assistieren zu dürfen, sodass ich mein Wissen über die Grundausbildung von Jungpferden erweitere. Hinzu kommt der sprachliche Vorteil, da Sina mir auf Deutsch jegliche Trainingsschritte erklären kann und mir hilfreiche Tipps gibt.
Zusätzlich lerne ich unheimlich viel über den Einsatz von Körpersprache sowie über das natürliche Pferdeverhalten und dessen Bedeutung für erfolgreiches Training.
Interessant ist auch, dass selbst für Magnús und Ása Sinas Trainingsmethoden völlig neu und beeindruckend sind, da die bisherigen Bereiter auf Miðsitja die Pferde nach den traditionellen Methoden - auch genannt ""old fashioned" - eingeritten haben. Wie übrigens noch auf vielen Pferdefarmen Islands üblich wird das Pferd dabei beim Einreiten tatsächlich "gebrochen" (einreiten = break in a horse).
Letztendlich ist das Ziel, entweder die trainieren Jungpferde zu verkaufen oder diese - nachdem sie den Winter über nochmal in den Bergen zum Pausieren und Wachsen verbracht haben - als Reitpferde zu verwenden, wobei die jüngsten fünf Jahre alt sind.
Nebenbei fallen natürlich ständig Stallarbeiten an, wie beispielsweise Boxen ausmisten, kehren oder Paddock abäppeln. Obwohl jede Arbeit an sich betrachtet nicht sonderlich anstrengend ist, bin ich am Abend doch recht erschöpft und müde.
Trotzdem genieße ich die langen Tage an der frischen Luft, besonders aufgrund der fantastischen Lage inmitten der Tafelberge.
Doch tatsächlich wird mir hier bewusst, dass ich Reiten als Hobby nicht zu meinem Beruf machen sollte. Denn dazu ist das Training der Pferde zu routiniert, da natürlich "zeitsparend" eingeritten wird. Folglich wird die Kreativität eher in den Hintergrund gerückt, sodass sich die Trainingseinheiten logischerweise sehr ähneln, auch wenn jedes Pferd anders auf neue Situationen reagiert. Hinzu kommt, dass meine Nerven in stressigen Situationen doch recht strapaziert werden, da beispielsweise steigende Pferde und durch die Luft fliegende Hufe keine Seltenheit sind, besonders beim ersten Anbinden und Führen. Diese Risiken erfordern enorm viel Geduld, Ruhe und Gelassenheit beim Umgang mit den Pferden, aber auch Selbstsicherheit und manchmal eben auch körperliche Kraft.

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32 chapters

16 Apr 2020

Jungpferde einreiten

September 24, 2017

Auf Miðsitja erlebe ich das wahrhafte Leben auf einer isländischen Pferdefarm, da sich hier tatsächlich die gesamte Arbeit um die Pferde dreht. Morgens 8.30 Uhr werden die Pferde, welche über Nacht im Stall standen, gefüttert und anschließend werden sowohl die drei- und vierjährigen Jungpferde sowie die Reitpferde von den Weiden auf einen Paddock getrieben. Dann beginnt auch schon die Arbeit: die erst vor Kurzem aus den Bergen eingetriebenen Jungpferde werden an grundlegende Routinen wie Putzen und Longieren gewöhnt, wohingegen alle anderen Jungpferde je nach Trainingsphase entweder in der Reithalle oder im Gelände geritten werden. Natürlich müssen auch die bereits eingerittenen Reitpferde regelmäßig bewegt und weiter ausgebildet beziehungsweise verfeinert oder korrigiert werden.

Ich habe das Glück, einer professionellen Pferdetrainerin täglich beim Ausbilden und Trainieren der Pferde zuschauen und assistieren zu dürfen, sodass ich mein Wissen über die Grundausbildung von Jungpferden erweitere. Hinzu kommt der sprachliche Vorteil, da Sina mir auf Deutsch jegliche Trainingsschritte erklären kann und mir hilfreiche Tipps gibt.
Zusätzlich lerne ich unheimlich viel über den Einsatz von Körpersprache sowie über das natürliche Pferdeverhalten und dessen Bedeutung für erfolgreiches Training.
Interessant ist auch, dass selbst für Magnús und Ása Sinas Trainingsmethoden völlig neu und beeindruckend sind, da die bisherigen Bereiter auf Miðsitja die Pferde nach den traditionellen Methoden - auch genannt ""old fashioned" - eingeritten haben. Wie übrigens noch auf vielen Pferdefarmen Islands üblich wird das Pferd dabei beim Einreiten tatsächlich "gebrochen" (einreiten = break in a horse).
Letztendlich ist das Ziel, entweder die trainieren Jungpferde zu verkaufen oder diese - nachdem sie den Winter über nochmal in den Bergen zum Pausieren und Wachsen verbracht haben - als Reitpferde zu verwenden, wobei die jüngsten fünf Jahre alt sind.
Nebenbei fallen natürlich ständig Stallarbeiten an, wie beispielsweise Boxen ausmisten, kehren oder Paddock abäppeln. Obwohl jede Arbeit an sich betrachtet nicht sonderlich anstrengend ist, bin ich am Abend doch recht erschöpft und müde.
Trotzdem genieße ich die langen Tage an der frischen Luft, besonders aufgrund der fantastischen Lage inmitten der Tafelberge.
Doch tatsächlich wird mir hier bewusst, dass ich Reiten als Hobby nicht zu meinem Beruf machen sollte. Denn dazu ist das Training der Pferde zu routiniert, da natürlich "zeitsparend" eingeritten wird. Folglich wird die Kreativität eher in den Hintergrund gerückt, sodass sich die Trainingseinheiten logischerweise sehr ähneln, auch wenn jedes Pferd anders auf neue Situationen reagiert. Hinzu kommt, dass meine Nerven in stressigen Situationen doch recht strapaziert werden, da beispielsweise steigende Pferde und durch die Luft fliegende Hufe keine Seltenheit sind, besonders beim ersten Anbinden und Führen. Diese Risiken erfordern enorm viel Geduld, Ruhe und Gelassenheit beim Umgang mit den Pferden, aber auch Selbstsicherheit und manchmal eben auch körperliche Kraft.

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