Dienstag, 27. März 2018
Hestegarden
Am Ufer des Flusses Gaula in der norwegischen Provinz Sogn og Fjordane liegt die kleine Stadt Sande, in der sich auch mein Host Linda und ihre Familie vor neun Jahren auf dem Hof Hestegarden angesiedelt haben. Der Hestegarden ist ein kleiner Hof bestehend aus Pferden, Hühnern, Katzen, Hunden und Hasen, der sich durch sein Angebot an Therapien mit sogenannten American Miniature Horses auszeichnet. Die Klienten und Kinder lernen den Umgang mit den Tieren, striegeln, streicheln und reiten sie. Durch den Körperkontakt mit den Miniaturpferden sollen sie lernen, sich selbst und ihre Bedürfnisse zu spüren, Kontakt zu einem anderen Lebewesen herzustellen und zur Ruhe zu kommen. American Miniature Horse ist eine Minipferderasse aus den USA. Diese sind praktisch nicht größer als ein großer Hund und in Deutschland und weiten Teilen Europas noch ziemlich unbekannt.
Auf dem Hestegarden haben derzeit fünf Minis ihr zu Hause. Da Linda mit diesen jedoch auch züchtet, ist die Zahl schwankend. Weiterhin besitzt sie zwei Fjordpferde, ein Pony und zwei Großpferde, wobei ich bisher nur das Pony in der Reithalle geritten bin.
Die Familie selbst besteht aus Linda, ihrem Ehemann Ole und deren 17-jährigem Sohn, allerdings kommen auch deren älteste Tochter und Sohn regelmäßig zu Besuch. Weiterhin wohnen ab und zu jugendliche Klienten mit speziellen Bedürfnissen mit im Haus, um die Linda und Ole sich sozusagen beruflich kümmern. Seit Januar lebt hier außerdem die belgische, 20-jährige workawayerin Morgane, die voraussichtlich bis August der Familie Gesellschaft leisten wird. Gemeinsam teilen wir uns ein Apartment, verbringen jedoch den Großteil des Tages sowieso draußen oder mit der Familie im Haus.
Die Arbeit ist recht simpel, wobei wir morgens und abends jeweils die Routinearbeiten erledigen und am Nachmittag unsere Zeit flexibel gestalten. Zu den Routinearbeiten gehören unter anderem Pferde füttern, Pferde auf Paddocks bringen und Boxen ausmisten. Ansonsten trainieren wir natürlich die Minis, sodass ich beispielsweise den einjährigen Hengst JJ an das Putzen gewöhne und Spaziergänge mit ihm unternehme oder aber wir die Minis für Fahrten mit Sulkys trainieren. Beispielsweise haben wir schon einen Spaziergang zu einem Wasserfall unternommen, wobei auch ich einen Teil im Sulky gefahren bin.
Zudem werkeln wir an kleinen handwerklichen Projekten oder helfen bei der Hausarbeit.
Heute habe ich mit den beiden Hunden einen Spaziergang auf den Hausberg unternommen. Nach einem anstrengenden Aufstieg durch den Schnee stiefelnd konnte ich bei blauem Himmel und fantastischem Sonnenschein eine wunderschöne Aussicht auf die schneebedeckten umliegenden Berge genießen.
Die Atmosphäre auf dem Hof ist auf jeden Fall sehr familiär und gemeinschaftlich, sodass ich mich äußerst wohl fühle.
pphan-info
21 chapters
16 Apr 2020
April 02, 2018
Dienstag, 27. März 2018
Hestegarden
Am Ufer des Flusses Gaula in der norwegischen Provinz Sogn og Fjordane liegt die kleine Stadt Sande, in der sich auch mein Host Linda und ihre Familie vor neun Jahren auf dem Hof Hestegarden angesiedelt haben. Der Hestegarden ist ein kleiner Hof bestehend aus Pferden, Hühnern, Katzen, Hunden und Hasen, der sich durch sein Angebot an Therapien mit sogenannten American Miniature Horses auszeichnet. Die Klienten und Kinder lernen den Umgang mit den Tieren, striegeln, streicheln und reiten sie. Durch den Körperkontakt mit den Miniaturpferden sollen sie lernen, sich selbst und ihre Bedürfnisse zu spüren, Kontakt zu einem anderen Lebewesen herzustellen und zur Ruhe zu kommen. American Miniature Horse ist eine Minipferderasse aus den USA. Diese sind praktisch nicht größer als ein großer Hund und in Deutschland und weiten Teilen Europas noch ziemlich unbekannt.
Auf dem Hestegarden haben derzeit fünf Minis ihr zu Hause. Da Linda mit diesen jedoch auch züchtet, ist die Zahl schwankend. Weiterhin besitzt sie zwei Fjordpferde, ein Pony und zwei Großpferde, wobei ich bisher nur das Pony in der Reithalle geritten bin.
Die Familie selbst besteht aus Linda, ihrem Ehemann Ole und deren 17-jährigem Sohn, allerdings kommen auch deren älteste Tochter und Sohn regelmäßig zu Besuch. Weiterhin wohnen ab und zu jugendliche Klienten mit speziellen Bedürfnissen mit im Haus, um die Linda und Ole sich sozusagen beruflich kümmern. Seit Januar lebt hier außerdem die belgische, 20-jährige workawayerin Morgane, die voraussichtlich bis August der Familie Gesellschaft leisten wird. Gemeinsam teilen wir uns ein Apartment, verbringen jedoch den Großteil des Tages sowieso draußen oder mit der Familie im Haus.
Die Arbeit ist recht simpel, wobei wir morgens und abends jeweils die Routinearbeiten erledigen und am Nachmittag unsere Zeit flexibel gestalten. Zu den Routinearbeiten gehören unter anderem Pferde füttern, Pferde auf Paddocks bringen und Boxen ausmisten. Ansonsten trainieren wir natürlich die Minis, sodass ich beispielsweise den einjährigen Hengst JJ an das Putzen gewöhne und Spaziergänge mit ihm unternehme oder aber wir die Minis für Fahrten mit Sulkys trainieren. Beispielsweise haben wir schon einen Spaziergang zu einem Wasserfall unternommen, wobei auch ich einen Teil im Sulky gefahren bin.
Zudem werkeln wir an kleinen handwerklichen Projekten oder helfen bei der Hausarbeit.
Heute habe ich mit den beiden Hunden einen Spaziergang auf den Hausberg unternommen. Nach einem anstrengenden Aufstieg durch den Schnee stiefelnd konnte ich bei blauem Himmel und fantastischem Sonnenschein eine wunderschöne Aussicht auf die schneebedeckten umliegenden Berge genießen.
Die Atmosphäre auf dem Hof ist auf jeden Fall sehr familiär und gemeinschaftlich, sodass ich mich äußerst wohl fühle.
Montag, 02. April 2018
Ostern
Seit einer Woche genießen wir nun schon fantastisches Frühlingswetter: Sonnenschein, strahlend blauer Himmel und eine Außentemperatur von rund zehn Grad Celsius. So haben Morgane und ich nach unseren Routineaufgaben oft Zeit, uns ein Sonnenbad zu genehmigen, wobei sich von unseren Sonnenstühlen neben dem Paddock der Minis eine fantastische Aussicht auf die umliegenden, schneebedeckten Berge bewundern lässt.
Da ich nun auch in der täglichen Stallarbeit routiniert bin, arbeiten Morgane und ich mittlerweile effizient und schnell, so dass die Arbeit leicht von der Hand geht. Deshalb habe ich es mir zusätzlich zur Aufgabe gemacht, mich vermehrt um das Training der Pferde zu kümmern. Denn Morgane interessiert sich eher weniger für die Arbeit mit den Pferden und auch Linda reitet nur ihr Dressurpferd, lässt uns allerdings freie Hand mit den andern Pferden. Daher beschäftige ich mich täglich mit zwei der fünf Minis, wobei ich entweder Spaziergänge unternehme oder in der Reithalle am langen Zügel beziehungsweise an der Longe arbeite. Zudem reite ich täglich zwei Pferde: ein Pony und ein Fjordpferd, welche ich entweder in der Reithalle reite, mich im Schritt den Hausberg hinauf wage oder einen Ausritt am Fluss entlang unternehme. Allerdings sind die Reitwege aufgrund der Schneeverhältnisse momentan sehr beschränkt, trotzdem genieße ich die wunderschöne Aussicht und norwegische Idylle.
Überhaupt verläuft die Arbeit und das Leben hier in sehr entspannten Zügen, da Linda uns viel Freizeit lässt und nur wenig von uns fordert.
Natürlich packen wir auch im Haushalt mit an, aber außer der morgendlichen und abendlichen Routinearbeit können wir frei entscheiden wie wir den Tag gestalten. Auch mit Linda und Ole verstehe ich mich ausgezeichnet, sodass wir oft Anekdoten austauschen oder Linda uns mehr über ihre Familiengeschichte erzählt.
Obwohl Ostern für Linda eigentlich kein besonderes Ereignis ist, gestalteten wir uns den gestrigen Tag doch ein wenig speziell: Nicht nur, dass es zum Frühstück gekochte Eier und zum Abendessen norwegisches Lamm gab - wobei letzteres bei Linda und Ole nicht allzu oft auf den Tisch kommt - sondern Linda hatte extra für uns workawayer ein mit Schokolade und Süßigkeiten befülltes Ei im Garten versteckt, dass wir suchen durften. Für mich war allerdings das zum Abendessen servierte Lamm absolutes Highlight des Tages.
Am heutigen Vormittag überraschte Linda uns mit einem kleinen Ausflug in ihrem neuen Auto. Zu dritt fuhren wir zuerst zu einem Wasserfall, dem Eikelandsfossen, an den wir - nachdem wir auf einem versteckten Pfad entlang geklettert waren - ganz nahe heran treten konnten. Danach umrundeten wir einen noch zugefrorenen See, der inmitten der verschneiten Berge mit seinem magischen Charme auf uns einwirkte. Zwischendurch machten wir zwei Zwischenstopps, wobei wir beim ersten der Verlockung des Eises nicht widerstehen konnten und auf der dicken Eisschicht umher schlitterten. Anschließend zeigte Linda uns ihren geheimen Strand, auf dem wir uns sonnten und dem Knacken des sich bewegenden Eises lauschten - die Geräusche klingen, als ob ein Monster aus der Tiefe kommunizieren würde - sowie den Panoramablick auf die schneebedeckten Berge rundherum genossen. Norwegen ist wirklich ein traumhaft schönes Land, besonders durch die momentan weiß in der Sonne glänzenden Berge und der teilweise gefrorenen Flüsse und Seen.
Am Nachmittag hatte ich schließlich noch das Glück, Lindas Tochter Maren auf einer Trainingskutschfahrt nach draußen begleiten zu können. Nach unserer Rückkehr teilte diese mir mit, dass dies ihre erste richtige Ausfahrt mit ihrem Pferd gewesen war. Zum Glück hatte ich davon vorher nichts gewusst, denn dann hätte ich sicherlich nicht sorgenlos unseren wilden Galopp den Berg hinauf überstanden.
Donnerstag, 12. April 2018
Tatsächlich war am vergangenen Donnerstag der Winter noch einmal zurück gekehrt: Nachdem es in der Nacht kräftig geschneit hatte, fielen auch am Morgen noch dicke Schneeflocken, sodass erneut alles in eine weiße Schneedecke gehüllt war. Doch da die milden Temperaturen am Tage den Schnee schnell wieder zum Tauen brachten, ließen sich meine Frühlingsgefühle nur kurz eindämmen. Stattdessen nutzte ich den dann doch eher regnerischen Tag, um mit meinem Fjordpferd in der Reithalle über einige Hindernisse zu springen. So hatten wir beide großen Spaß und ließen uns den Tag durch die unverhoffte Winterrückkehr nicht vermiesen.
Leider hielt der Regen noch die nächsten vier Tage an, vermutlich da die Wolken zwischen den Bergen geradezu fest hingen.
Zum tristen Wetter passend mussten wir am Montag noch einen weiteren Schock verarbeiten: eine der Mini-Stuten hatte in der Nacht gefohlt, jedoch fanden wir das Fohlen am Morgen tot in der Box auf. Allen Anzeichen nach wurde es bereits tot geboren, doch trauerten sowohl die Stute als auch wir unserem erwarteten Neuzugang hinterher.
Am Dienstag zog dann endlich der Frühling ein, sodass wir die letzten Tage strahlenden Sonnenschein und blauen Himmel genießen konnten, und auch an Sonnencreme nicht gespart wurde. Mittlerweile ist auch der Schnee so gut wie verschwunden, sodass ich auf meinen Spaziergängen zunehmend Rehe beobachten kann, die sich am Gras erfreuen.
Für die nächsten drei Tage haben Morgane und ich die alleinige Verantwortung für den Hestegarden, da Linda und Ole an
einem Lehrgang im Osten Norwegens teilnehmen. Daher bin ich nun für das Kochen abends zuständig und lasse meiner kulinarischen Kreativität freien Lauf.
Mittwoch, 18. April 2018
Goodbye Hestegarden
Nachdem Morgane und ich am Wochenende bei traumhaften Sommerwetter fantastische Teamarbeit geleistet hatten, kehrten Ole und Linda Sonntagabend heim. Mit Anbruch der neuen Woche näherte sich jedoch auch mein Abreisedatum, sodass ich mich bemühte, alle laufenden Projekte zu vollenden: Darunter zählte zum Beispiel das Anlegen eines mit Schotter befestigten Weges zum Misthaufen - vorher mussten wir mit den Schubkarren durch Schlamm waten - und das Anstreichen eines neu gebauten Gewächshauses.
Heute, an meinem letzten Tag, kündigten sich zwar erneut einige Regenwolken an und hüllten uns in eher ungemütliche Temperaturen, doch trotzdem unternahm Linda - auf meine Bitte hin - mit Morgane und mir einen kleinen Ausflug auf einer der sogenannten Norwegian Scenic Routes (Nasjonale turistveger), nämlich der Gaularfjellet, an welcher auch der Hestegarden gelegen ist. Die
Gaularfjellet führt in einer der schönsten Regionen Norwegens zwischen den Bergen an zahlreichen Seen und kleinen Wasserfällen entlang und überwindet schließlich den Berg Gaular. Obwohl wir den Ausflug größtenteils im Auto verbrachten, genoss ich die schöne Aussicht und schloss gleichzeitig meinen Aufenthalt in der Provinz Sogn og Fjordane ab. Höhepunkt unserer Tour war jedoch die Besichtigung des Wasserfalls Huldefossen, der mit einer Fallhöhe von 90 Metern zu einer der schönsten in Norwegen zählt.
In der nächstgrößeren Kommune Førde lud uns Linda anschließend zum Pizza essen ein, wo wir unsere Sightseeing Tour festlich abrundeten. Nur wenige Stunden nach unserer Rückkehr verabschiedete ich mich schließlich vom Hestegarden und
fuhr am Abend mit dem Bus von Sande nach Bergen, von wo aus ich über Nacht eine rund zehnstündige Zugfahrt zurück in den Süden Norwegens zurücklegte.
1.
Was bisher geschah...
2.
Dänemark
3.
Tschechien
4.
Norwegen
5.
(1) Oslo & Bergen
6.
(2) Sande I Sunnfjord
7.
(3) Farsund
8.
Dänemark
9.
Italien & Österreich
10.
(1) Italien: Dolomiten (Südtirol)
11.
(2) Österreich: Villgrater Berge (Osttirol)
12.
(3) Österreich: Lienzer Dolomiten (Osttirol)
13.
Fichtelgebirge
14.
Backpacking in Südostasien
15.
(1) Vietnam
16.
(2) Singapur
17.
(3) Malaysia
18.
Ungarn
19.
Bayrisches Landleben
20.
Rückblick auf mein Gap Year
21.
Ein Wort zum Abschluss
Create your own travel blog in one step
Share with friends and family to follow your journey
Easy set up, no technical knowledge needed and unlimited storage!