2018

13. bis 22. September 2018

Reichliche 24 Stunden schnupperte ich die erfrischende Hellerauer Luft, gönnte mir eine wundervolle Nacht in meinem eigenen Bett und kümmerte mich um drei Waschmaschinenladungen stinkender Backpacker-Kleidung. Um jedoch die noch verbleibende Zeit bis zum Studienbeginn vollständig zu nutzen, setzte ich mich Mittwochabend auch schon wieder in den Flixbus: eine neunstündige Nachtfahrt nach Budapest.

Freitag, 14. September 2018
Budapest
Gegen 6.30 Uhr morgens traf ich am Donnerstag in der Hauptstadt Ungarns ein, welche zugleich größte Stadt des Landes ist. Durch die Donau wird die Stadt in zwei Teile geteilt: Buda und Pest. Glücklicherweise lässt sich das Stadtzentrum wunderbar zu Fuß erkunden, weshalb ich mich 10.30 Uhr einem kostenlosen Stadtrundgang anschloss, welcher die schönsten Orte und interessantesten Sehenswürdigkeiten der Donaumetropole abdeckte.
So flanierten wir beispielsweise im Pester Stadtviertel an der Donau entlang und besichtigten die bekanntesten Plätze sowie die berühmte St.-Stephans-Basilika, dem höchsten Kirchenbau Budapests. Auf der Kettenbrücke, der bedeutendsten und ältesten Brücke der Stadt, überquerten wir den zweitlängsten Fluss Europas und erklommen auf der Budaer Seite den Burgberg, auf dem sich das ehemalige Königliche Schloss sowie der beeindruckende Dreifaltigkeitsplatz befindet, von dem sich uns ein fantastischer Blick auf Pest sowie auf das weltweit drittgrößte Parlamentsgebäude bot. Nicht umsonst stehen das Budaer Burgviertel und das Donaupanorama seit 1987 auf der Liste des UNESCO-Weltkuturerbes.
Am Abend stieg ich schließlich noch auf einen zweiten Hügel im Stadtteil Buda hinauf, dem Gellértberg, auf dem ich mich unterhalb der Freiheitsstatue gemütlich hinsetzte und den Sonnenuntergang bei einem grandiosen Panorama genoss: Sowohl den Burgpalast als auch Pest und die Donau mit ihren zahlreichen Brücken konnte ich überblicken und zudem wunderschön beobachten, wie sich das Herz Budapests romantisch vor dem rosa leuchtenden Himmel abzeichnete.

Tatsächlich finde ich, dass Budapests Stadtbild extrem dem der tschechischen Hauptstadt Prag ähnelt. Denn beide Hauptstädte werden jeweils durch einen großen Fluss in zwei Teile geteilt: Die Donau markiert in der ungarischen Hauptstadt die Grenze zwischen dem hügeligen Buda und dem flachen Pest, hingegen trennt die Moldau in der tschechischen Hauptstadt die Prager Burg vom eigentlichen Stadtkern.

Am Freitagvormittag flanierte ich schließlich noch auf der berühmtesten Straße Budapests, der etwa 2,5 Kilometer langen Andrássy Allee. Die Boulevardstraße verbindet die Innenstadt mit dem Heldenplatz, dem zweifellos bekanntesten Platz der Stadt, sowie dem Stadtpark, in dem sich unter anderem die im mittelalterlichen Stil errichtete Burg Vajdahunyad befindet. Von dort beendete ich meine Stadtbesichtigung, indem ich durch das Jüdische Viertel zurück zum Hostel schlenderte.
Die Donaumetropole vereint historischs Flair (in Buda) mit modernem ungarischen Leben (in Pest), wobei die beiden Stadtteile durch die malerische Donau getrennt werden. Mit seinen historischen Gebäuden und bezaubernden Burgkomplexen ist Budapest für einen Kurztrip durchaus zu empfehlen und war für mich als Zwischenstop sehr lohnenswert.
Am heutigen Nachmittag fuhr ich schließlich mit dem Bus nach Táborfalva, wo ich den nächsten Tagen wieder als workawayer leben und arbeiten werde.

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16 Apr 2020

Ungarn

August 17, 2018

13. bis 22. September 2018

Reichliche 24 Stunden schnupperte ich die erfrischende Hellerauer Luft, gönnte mir eine wundervolle Nacht in meinem eigenen Bett und kümmerte mich um drei Waschmaschinenladungen stinkender Backpacker-Kleidung. Um jedoch die noch verbleibende Zeit bis zum Studienbeginn vollständig zu nutzen, setzte ich mich Mittwochabend auch schon wieder in den Flixbus: eine neunstündige Nachtfahrt nach Budapest.

Freitag, 14. September 2018
Budapest
Gegen 6.30 Uhr morgens traf ich am Donnerstag in der Hauptstadt Ungarns ein, welche zugleich größte Stadt des Landes ist. Durch die Donau wird die Stadt in zwei Teile geteilt: Buda und Pest. Glücklicherweise lässt sich das Stadtzentrum wunderbar zu Fuß erkunden, weshalb ich mich 10.30 Uhr einem kostenlosen Stadtrundgang anschloss, welcher die schönsten Orte und interessantesten Sehenswürdigkeiten der Donaumetropole abdeckte.
So flanierten wir beispielsweise im Pester Stadtviertel an der Donau entlang und besichtigten die bekanntesten Plätze sowie die berühmte St.-Stephans-Basilika, dem höchsten Kirchenbau Budapests. Auf der Kettenbrücke, der bedeutendsten und ältesten Brücke der Stadt, überquerten wir den zweitlängsten Fluss Europas und erklommen auf der Budaer Seite den Burgberg, auf dem sich das ehemalige Königliche Schloss sowie der beeindruckende Dreifaltigkeitsplatz befindet, von dem sich uns ein fantastischer Blick auf Pest sowie auf das weltweit drittgrößte Parlamentsgebäude bot. Nicht umsonst stehen das Budaer Burgviertel und das Donaupanorama seit 1987 auf der Liste des UNESCO-Weltkuturerbes.
Am Abend stieg ich schließlich noch auf einen zweiten Hügel im Stadtteil Buda hinauf, dem Gellértberg, auf dem ich mich unterhalb der Freiheitsstatue gemütlich hinsetzte und den Sonnenuntergang bei einem grandiosen Panorama genoss: Sowohl den Burgpalast als auch Pest und die Donau mit ihren zahlreichen Brücken konnte ich überblicken und zudem wunderschön beobachten, wie sich das Herz Budapests romantisch vor dem rosa leuchtenden Himmel abzeichnete.

Tatsächlich finde ich, dass Budapests Stadtbild extrem dem der tschechischen Hauptstadt Prag ähnelt. Denn beide Hauptstädte werden jeweils durch einen großen Fluss in zwei Teile geteilt: Die Donau markiert in der ungarischen Hauptstadt die Grenze zwischen dem hügeligen Buda und dem flachen Pest, hingegen trennt die Moldau in der tschechischen Hauptstadt die Prager Burg vom eigentlichen Stadtkern.

Am Freitagvormittag flanierte ich schließlich noch auf der berühmtesten Straße Budapests, der etwa 2,5 Kilometer langen Andrássy Allee. Die Boulevardstraße verbindet die Innenstadt mit dem Heldenplatz, dem zweifellos bekanntesten Platz der Stadt, sowie dem Stadtpark, in dem sich unter anderem die im mittelalterlichen Stil errichtete Burg Vajdahunyad befindet. Von dort beendete ich meine Stadtbesichtigung, indem ich durch das Jüdische Viertel zurück zum Hostel schlenderte.
Die Donaumetropole vereint historischs Flair (in Buda) mit modernem ungarischen Leben (in Pest), wobei die beiden Stadtteile durch die malerische Donau getrennt werden. Mit seinen historischen Gebäuden und bezaubernden Burgkomplexen ist Budapest für einen Kurztrip durchaus zu empfehlen und war für mich als Zwischenstop sehr lohnenswert.
Am heutigen Nachmittag fuhr ich schließlich mit dem Bus nach Táborfalva, wo ich den nächsten Tagen wieder als workawayer leben und arbeiten werde.

Samstag, 22. September 2018
Táborfalva
Die letzten sieben Tage verbrachte ich inmitten der Puszta in Táborfalva, der sogenannten Wüste Ungarns. Als Puszta wird ein Landschaftsgroßraum in Ungarn, der südwestlichen Slowakei und im heute österreichischen Burgenland bezeichnet, dessen Landschaft aus baumarmer Grassteppe mit spärlicher Vegetation besteht. Diese große, öde Steppenlandschaft wird hauptsächlich als Viehweide genutzt, wobei Graurinder, Büffel, Pferde und Zackelschafe unter freiem Himmel leben. Obwohl der Boden dieser kargen Landschaft weitgehend aus Sand besteht, werden Bäume und Büsche durch den sehr hohen Grundwasserspiegel der flachen Steppe das ganze Jahr mit Wasser versorgt.
Hier kauften sich Alma und Balint, meine Hosts, vor rund zehn Jahren ein Landhaus auf einem großen Grundstück, auf welchem sie mit ihren drei Kindern und zahlreichen Tieren leben. Allerdings verbringen Alma und die Kinder nur die Wochenenden in Táborfalva, da Alma beruflich als Professorin in dem recht weit entfernten Dorf Gyöngyös tätig ist. Balint hingegen lebt unter der Woche alleine auf dem Land und kümmert sich täglich um die Tiere: einige Islandpferde, zwei Hunde, Hasen und Hühner.
Da ich an einem Freitagnachmittag in Táborfalva eintraf, waren meine ersten zwei Tage recht anstrengend und ermüdend - zwar nicht körperlich, aber mental. Gleich am Samstag unternahmen Alma und Balint gemeinsam einen Ausflug, sodass ich den gesamten Tag die Kinder beaufsichtigen musste. Glücklicherweise spricht wenigstens die achtjährige Tochter ein wenig deutsch, und die vierjährigen Zwillingsbrüder können sich recht gut selbst beschäftigen, sodass ich eigentlich nur deren Lautstärke ertragen sowie darauf aufpassen musste, dass sie nicht das gesamte Haus zerlegen.
Am Vormittag begleitete ich außerdem die achtjährige Tochter auf einen Spaziergang: Während sie auf ihrer Schettlandponystute fröhlich durch die sandige Puszta trabte und galoppierte, joggte ich sportlich nebenher. Nach unserer Rückkehr kochte ich uns Mittagessen und widmete anschließend einem dreijährigen Wallach Zeit, um ihn zu longieren, bevor ich erneut - diesmal mit allen drei Kindern - zu einem Spaziergang aufbrach, jeweils zwei Kinder auf dem Schettlandpony reitend und ein Kind neben mir rennend. Nach diesem Tag wurde mir erneut bewusst, weshalb ich selbst keine Kinder möchte: zu viel Lärm, Verantwortung und Verpflichtungen.
Am Sonntag saß ich endlich - nach ungefähr sieben Wochen - selbst wieder auf dem Pferderücken: Nicht nur wagte ich, auf Baldur, dem dreijährigen Wallach, aufzusteigen, sondern genoss am Nachmittag meinen ersten Ritt durch die ungarische Puszta. Gemeinsam mit Balint, Alma und deren Tochter töltete ich auf einer blinden Scheckstute durch die grandiose Sandregion, wobei diese im untergehenden Sonnenlicht golden schimmerte.
Ab Montag herrschte mehr Stille auf der Farm, da Balint und ich als einzige Zweibeiner auf dem Land verweilten. Während Balint tagsüber größtenteils mit Reparaturarbeiten am Grundstück oder am Auto beschäftigt war, konzentrierte sich meine Arbeit auf die Pferde: Mein Hauptprojekt war Baldur, den ich täglich longierte sowie ihn an die Hilfengebung gewöhnte - Anreiten, Anhalten, Antraben, Durchparieren und Lenken. Tatsächlich lerne ich bei der Arbeit mit jungen Pferden immer neues dazu, sodass mir auch mit Baldur wieder bewusst wurde, wie wichtig Feingefühl und Geduld beim Reiten sind.
Weiterhin erledigte ich natürlich auch Arbeiten im Garten oder den Haushalt betreffend, wie beispielsweise Hecke schneiden, Pool säubern oder das Haus putzen, und kümmerte mich um Alltägliches wie Kochen und Abwaschen.
Highlight des Tages waren jedoch die Ausritte durch die Puszta, dabei war der am Montag besonders eindrucksvoll: Erst zur Abenddämmerung brachen Balint und ich auf den Islandpferden auf, wobei ich ohne Sattel auf einem absolut liebenswerten, schwarzen Hengst ritt. Neben seinen fantastischen Gangarten genoss ich daher nicht nur den rasanten Tölt und Galopp auf den einladenden Sandwegen, sondern ließ mich mit zunehmender Dunkelheit von dem uns den Weg leuchtenden Mondlicht verzaubern. Tatsächlich umhüllte uns die Nacht so schnell, dass wir erst im Dunkeln wieder auf der Farm eintrafen. Allerdings war dieser Mondscheinritt eine wundervolle Erfahrung - ins Ungewisse töltend, den sanften Pferdekörper unter sich spürend und vollkommen auf die Trittsicherheit des Pferdes vertrauend durch die Puszta zu reiten.
Am folgenden Morgen wurde ich ziemlich unsanft von Hilfeschreien aus dem Schlaf geschreckt: Da die tragende Stute in den frühen Morgenstunden auf der Weide ihr Fohlen geboren hatte, dieses jedoch unglücklicherweise unter dem Stromzaun von der Stuten- auf die Hengstkoppel gewechselt war - seines Geschlechts ist sich das Fohlen zweifellos bewusst -, benötigte Balint dringend meine Hilfe. Die panisch am Zaun entlang rennende Mutterstute musste eingefangen und zudem ihr Fohlen von den neugierigen, aufdringlichen Hengsten befreit werden. Zu zweit stellten wir jedoch in recht kurzer Zeit wieder Normalverhältnisse her.
Ansonsten verlief der Tag ohne weitere Zwischenfälle und ich meisterte sogar meinen ersten alleinigen Ritt in der Puszta - zum Glück hat sich mein Orientierungssinn in den letzten Jahren wahnsinnig verbessert, denn hier sehen sich die Wege tatsächlich zum Verwechseln ähnlich.
Im Übrigen wird die Puszta unter anderem als Übungsplatz für die ungarische Wehrmacht genutzt, sodass nicht selten Kampfhubschrauber dicht über uns hinweg flogen. Am Donnerstag begegneten wir bei einem morgendlichen Ausritt sogar einigen Soldaten, welche neue Geschosse ausprobieren sollten, aber auch Ruinen ehemaliger Kasernen stehen vereinzelt inmitten der ungarischen Wüste.
Zur Puszta gehören traditionell die sogenannten Csikós, ungarische Pferdehirten. Um deren Reitkünste zu bestaunen, fuhr Balint mit mir am Mittwochnachmittag zu einer typischen, wenn auch touristischen Pferdeshow, wo beispielsweise die berühmte Formation der "Ungarischen Post" dargeboten wurde.
Freitag war bereits mein letzter Tag in Táborfalva, da Balint und ich am Abend zum zweiten Wohnsitz der Familie fuhren. In einem Dorf in der Nähe von Gyöngyös lebt Alma mit den drei Kindern in einem weiteren Haus, umgeben von einer kleinen Weide sowie einem Hühnerstall. Auf dem Weg von Táborfalva nach Gyöngyös machten wir einen kurzen Zwischenstop bei einer typischen Zigeunerfamilie, mit welcher

Alma und Balint befreundet sind. Obwohl ich schon viele Fotos von Zigeunersiedlungen gesehen hatte, war ich vom realen Anblick doch recht schockiert und angeekelt: Pferde, Schafe, Katzen und Hühner sind auf engstem Raum dicht nebeneinander eingepfercht, im Wohnbereich wimmelt es von Fliegen und überall hängt ein muffiger Gestank. Zwar sind Zigeuner aus dem ungarischen Leben kaum wegzudenken, weshalb ich diesem Abstecher zugestimmt hatte, doch war ich froh als wir wieder ins Auto stiegen und diese unhygienschen, würdelosen Lebensverhältnisse hinter uns ließen. Allerdings verbrachte ich nur die Nacht in Gyöngyös, da ich am nächsten Tag mit dem Überlandbus nach Budapest und von dort mit dem Flixbus weiter nach München fuhr.
Im Rückblick habe ich die vergangene Woche sehr genossen. Fern von städtischer Zivilisation mit den Pferden zu arbeiten und auf den Isländern durch die ungarische Puszta zu tölten, befreit den Geist von jeglichen Sorgen und entspannt den Körper vom sonst so zeitorientierten Lebensstil. Allerdings gestalte ich meinen Alltag gerne abwechslungsreich, weshalb mir diese eine Woche in der Puszta völlig ausreichte.

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